DNA-Analytik

Genetische Untersuchungen sind ein wichtiger Teil des Monitorings. Mit Hilfe der genetischen Informationen lassen sich u.a. Aussagen zur Individuenzahl und zu Verwandtschaftsverhältnissen in einem bestimmten Gebiet oder für eine ganze Population treffen und auch die Zuwanderung von Wölfen aus Nachbarpopulationen bestätigen.

Genetikproben werden das ganze Jahr über gesammelt. Dabei handelt es sich hauptsächlich um nichtinvasiv gesammelte Proben (ohne Eingriff in den Körper), wie frischer Kot, Urin (im Schnee), Haare oder Speichel oder um Tupferproben genommen an frisch getöteten Wild- oder Nutztieren. Die sorgfältige Sammlung der Proben ist Voraussetzung dafür, dass DNA in ausreichender Quantität und Qualität gewonnen werden kann. In 20 % der Proben konnte keine verwertbare DNA bzw. nur DNA vom Beutetier oder eines Nachnutzers festgestellt werden.

In Österreich werden genetischen Proben mit Wolfsverdacht durch das Labor des Forschungsinstitutes für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Veterinärmedizinischen Universität Wien analysiert. Drei Arten von Analysen werden durchgeführt:

  • Artbestimmung und Herkunftspopulation (Haplotyp): Bestimmung der Basensequenz einer Kontrollregion auf der mitochondrialen DNA
  • Unterscheidung von Wolf und Hund, Erkennung von Hybriden: Bestimmung der Anzahl Kopien des Amylase-Gens. Dieses Gen dient der Stärkeverdauung in der Nahrung, Hunde besitzen es viel stärker ausgeprägt als Wölfe, daher ist mit genetischen Mitteln hier eine eindeutige Unterscheidung möglich. 
  • Individuenbestimmung (Genotyp): Analyse von 18 short-tandem-repeat-Abschnitten auf der Kern-DNA (Mikrosatelliten; die Allele unterscheiden sich in ihrer Länge)

Im Alpenraum untersuchen insgesamt acht verschiedene Labors DNA-Proben von Wölfen: US Forest Service National Genomics Center (Piemont), RAVA Lab (Aostatal), ISPRA (restliches Italien), Uni Lausanne (Schweiz), OFB-Antagene (Frankreich), Universität Ljubljana (Slowenien), Senckenberg (Deutschland) und das FIWI (Österreich). Außeralpin hat das Labor für Tschechien an der Universität Prag sich mit dem Labor in Senckenberg abgestimmt. In der Slowakei und in Ungarn gibt es keine routinemäßige DNA-Analyse von Wolfsproben.

In Österreich findet ein Vergleich neu bestimmter Genotypen mit dem Senckenberg-Labor in Deutschland standardmäßig für Wölfe aus der mitteleuropäischen Tieflandpopulation (nördliche Quellpopulation, Haplotypen H1 und H2, siehe die Arbeit von Pilot 2010) und bei begründetem Verdacht auch für Wölfe aus anderen Quellpopulationen statt. Aktuell werden jedoch noch keine grenzüberschreitenden Bewegungen von einzelnen Individuen vollständig nachvollzogen.

Die Ergebnisse der Haplotypen-Bestimmung verschiedener Labors sind durchwegs gut vergleichbar (Analyse der mitochondrialen DNA zur Artbestimmung und Herkunfts-bestimmung). Alle beteiligten Labors untersuchen dieselbe Kontrollregion in der DNA, das Ergebnis ist die Sequenz der Basenpaare dieses DNA-Abschnitts unabhängig von der angewandten Methode und verwendeten technische Ausrüstung. Unterschiede gibt es allenfalls in der Länge des untersuchten Abschnitts. Slowenien bestimmt grundsätzlich keine Haplotypen.

Für 2022 und 2023 werden Kosten für die DNA-Analysen im Rahmen des Österreichischen Programms für ländliche Entwicklung für den Zeitraum 2014 bis 2020, mit Mitteln der Europäischen Union (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums – ELER) kofinanziert, die Abwicklung erfolgt durch das Österreichzentrum.

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