Wolf

Lebensraum

Wölfe sind überaus anpassungsfähig und daher fähig, in klimatisch unterschiedlichsten Regionen zu überleben, von arktischen Gebieten bis hin zu Wüstenlandschaften. Die Art von Vegetation spielt als solches kaum eine Rolle, nur das Vorkommen von wilden Huftieren als bevorzugte Nahrungsgrundlage ist ein entscheidender Faktor. Die Website „Large Carnivore Initiative for Europe“ zeigt eine Karte der Verbreitung des Wolfes in Europa mit Stand 2016 zur Illustration.

Differenzierung der aktuell neun Populationen:

Skandinavische Population: Schweden und Norwegen
Finnische Population: Grenzgebiet zu Russland in Karelien
Baltische Population: Estland, Lettland, Litauen und Nordpolen. Sie gilt als Ursprung der zentraleuropäischen Flachlandpopulation.
Zentraleuropäische Flachlandpopulation: Nordostdeutschland bis Westpolen. Es ist eine der Populationen mit den höchsten Zunahmen.
Karpatenpopulation: Südostpolen, Slowakei, und Rumänien
Dinarisch-balkanische Population: Slowenien, Kroatien, Bosnien, Mazedonien, Serbien, Griechenland, Albanien.
Italienische Population: Zentral-Italien, vor allem im Apennin. Diese Population ist aktuell stabil.
Alpine Population: ursprünglich durch Zuwanderung aus Italien entstanden. Umfasst Vorkommen in Ostfrankreich, dem angrenzenden Nordwest-Italien und der Schweiz. Auch diese weist ein starkes Wachstum auf. Die Vorkommen in Österreich ist eine Mischpopulation und wird durch ihr erst frisches Auftreten nicht dazugezählt.
Iberische Population: Die Wölfe besiedeln auf der spanischen Halbinsel den nordwestlich gelegenen Bereich, der auch Nordportugal umfasst.
(Quelle: Heurich, 2019)

Aussehen, Körperbau, Charakteristik

Der Europäische Wolf ähnelt in Größe und Gestalt einem Schlittenhund, also etwa einem Malamute oder Husky aber auch einem Deutschen Schäferhund, wobei er mit einer Schulterhöhe von bis zu 80 cm deutlich höher ist. Der Schädel ist breit, die Ohren sind dreieckig. Die Rückenlinie ist nicht abfallend wie z. B. bei modernen Züchtungen von Schäferhunden. Der Brustkorb erscheint schmal, die Halspartie ist stark. Die Rute ist gerade herabhängend, wird in Bewegung fast waagrecht getragen und ist niemals geringelt. Die Färbung des europäischen Wolfes ist meistens graubraun mit einem hellen Sattelfleck auf der Schulter, welcher nach unten hin dunkel abgegrenzt ist.

Sinne

Der gute Geruchssinn von Wölfen wird durch den langen Gesichtsschädel deutlich, welcher genügend Raum für die Nase lässt. Sie besitzen ebenso wie Jagdhunde einen ausgezeichneten Orientierungssinn. Sie sind im Stande ihre Beutetiere auf größere Distanzen zu erkennen. Die Sehleistung entspricht unter Tags in etwa der des Menschen. In der Dämmerung sehen sie jedoch besser. Auch Bewegung erkennen sie schneller, dafür sind Wölfe Rot-Grün blind.

Leistungsfähigkeit

Wölfe sind sehr leistungsfähig, was sich in ihren Wanderbewegungen zeigt. Sie sind schnelle und ausdauernde Läufer. Männliche Individuen wandern meist weiter als weibliche. Von deutschen Wölfen sind in der Zeit der Territoriums Suche, Distanzen von bis zu 1.500 km nachgewiesen. Allgemein gilt, dass ein Tier pro Tag bis zu 100 km wandern kann. Es wurde auch schon ein Wolf beobachtet, der für die Distanz von 76 km nur 12 Stunden benötigte

Sozialverhalten

Die Paarungszeit der Wölfe fällt in den Zeitraum Jänner bis März. Die Wölfin bringt nach einer Tragezeit von ca. 63 Tagen durchschnittlich drei bis acht Welpen in einer Wurfhöhle zur Welt. Die Jungtiere kommen bereits behaart, aber blind zur Welt und sind von der Fürsorge des Rudels abhängig. Für zwölf Wochen werden sie in der Höhle gesäugt. Mit drei Monaten bringt die Mutter die Jungtiere zu sogenannten Rendezvous Plätzen. Hier bleiben die Kleinen, während das Rudel auf Jagd geht. Obwohl sich an der Aufzucht das ganze Rudel beteiligt, ist die Jungensterblichkeit hoch. Als Voraussetzung für eine erfolgreiche Aufzucht gelten ungestörte Gebiete.

Ernährung und Jagdverhalten

Der Wolf ist ein Fleisch- und Aasfresser. Den Hauptanteil machen zu ca. 90 Prozent Huftiere aus. In Österreichs Wäldern sind das in erster Linie Rothirsche, Rehe und Gämsen. Er verschmäht auch kleinere Beutetiere wie Mäuse, Hasen oder Füchse nicht. Gelegentlich fressen Wölfe auch Früchte, Insekten und Reptilien. In der Natur kann es vorkommen, dass der Hetzjäger wochenlang keine Beute fängt, daher wird jede Möglichkeit Beute zu machen wahrgenommen. Als Nahrungsopportunist erbeutet er bei Gelegenheit, deshalb auch Nutztiere. Fliehendes Vieh löst beim Wolf den Hetz-Instinkt aus, wodurch es vorkommt, dass mehr Tiere gerissen als genutzt werden können. Diese Vorgehensweise brachte ihm das menschlich gefärbte Prädikat „blutrünstig“ ein.

Ein erwachsener Wolf benötigt durchschnittlich zwei bis drei Kilogramm Fleisch pro Tag, wobei er sowohl wochenlang fasten als auch nach einer erfolgreichen Jagd zehn Kilogramm auf einmal fressen kann. Kleinere Beutetiere wie Hasen oder Frischlinge werden meistens im Ganzen verzehrt. Von einem erbeuteten Rothirsch bleiben durchaus Teile übrig, von denen wiederum Rabenvögel, Füchse, Marder oder Wildschweine profitieren.

Vom Einzeltier zum Rudel

Ein Rudel besteht aus den Elterntieren, den diesjährigen Jungen und einigen Jungwölfen aus den vergangenen Jahren. Diese verlassen meist bei Eintritt der Geschlechtsreife mit ein bis zwei Jahren das Rudel, um ein eigenes zu gründen. Dabei gehen sie auf Wanderschaft und legen bis zu 1.500 km zurück, um einen geeigneten Partner zu finden. Ein Beispiel dafür ist der besenderte Wolf Slavko, der seine Wanderung in der Nähe von Triest begann, über Kärnten, Steiermark, Salzburg und Osttirol nach Italien gelangte und im Bereich des Gardasees eine Partnerin fand.

In Mitteleuropa bildet der Wolf kleine Rudel, bestehend aus dem engsten Familienverband. Jedes Rudel beansprucht ein eigenes Revier, das je nach Nahrungsangebot unterschiedlich groß ausfallen kann. Ein geeigneter Wolfslebensraum bietet Nahrung, Wasser und ungestörte Rückzugsgebiete, in denen sich die Tiere erholen und vor allem ihre Jungen aufziehen können. Die durchschnittliche Reviergröße der Wolfsrudel in Europa beträgt in etwa von 140km² bis 950 km².  Der Truppenübungsplatz Allentsteig, in dem das erste reproduzierende Rudel in Österreich seit 2016 auftrat, hat 157 km².

Quellen: Heurich, M. (Hrsg.), 2019: Wolf, Luchs und Bär in der Kulturlandschaft. Konflikte, Chancen, Lösunen im Umgang mit großen Beutegreifern. Praxisbibliothek Naturschutz und Landschaftsplanung, herausgegeben von Prof. Dr. E. Jedicke. Ulmer-Verlag. Stuttgart. 287pp.
Animal Diversity Web (ADW): https://animaldiversity.org – University Michigan, Museum of Zoology.
beutegreifer.at – Informationsplattform
Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE) https://www.lcie.org/Large-carnivores/Wolf-

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner