Herdenschutz

Zu den Aufgaben von Nutztierhaltern gehört es seit jeher, Weidetiere vor Gefahren wie Weideparasiten, Unwetter, insbesondere aber vor Übergriffen durch andere Tiere zu schützen. Mit der Ausrottung der großen Beutegreifer vor etwa 150 Jahren entfiel die Notwendigkeit dieses Schutzes. Nun ging es nicht mehr darum, Weidetiere vor Übergriffen zu schützen, sondern die Herden durch geeignete Maßnahmen zusammenzuhalten. Mit der Rückkehr des Wolfs, aber auch anderer großer Beutegreifer wie Goldschakal, Luchs und Bär, steigt die Bedeutung des Herdenschutzes wieder stark.

Herdenschutz umfasst alle Maßnahmen, welche Weidevieh vor Schäden durch Beutegreifer bewahren.

Herdenschutz ist ein wesentlicher Bestandteil der modernen Weidewirtschaft. Er umfasst verschiedene Strategien und Maßnahmen, die situationsangepasst eingesetzt werden, um Konflikte zwischen Weidetieren und Beutegreifern zu minimieren.

Grundlegende Aspekte des Herdenschutzes

  • Gelenkte Weideführung statt freiem Weidegang
  • Jede Weide, Alm und jeder Betrieb erfordern eine eigene Beurteilung
  • Anpassung der Schutzmaßnahmen an die spezifische Situation
  • Regelmäßige Nutzung von Nachtpferchen oder Stallungen
  • Berücksichtigung tiergesundheitlicher Aspekte (z.B. Parasitendruck)
  • Integration in alle Bereiche des Herden- und Weidemanagements
  • Berücksichtigung ökologischer und ökonomischer Faktoren

Einsatz von Herdenschutzhunden

Mit gelenkter Weideführung wird die Grundlage für den Einsatz von Herdenschutzhunden gelegt, der mit der Änderung der 2. Tierhaltungsverordnung (BGBl. II Nr. 193/2024) auch in Österreich möglich ist.

Die soziale Verträglichkeit von Herdenschutzhunden ist ebenso wichtig wie ihre Schutzfähigkeiten der Herde gegenüber. Um diese geforderten Eigenschaften unter Beweis zu stellen, werden Herdenschutzhunde als Voraussetzung vom Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs in Zusammenarbeit mit den Bundesländern zertifiziert.
Die Richtlinie zur Zertifizierung ist unter Publikationen des ÖZ abrufbar. Diese wird durch das Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs als verantwortliche Stelle laufend weiterentwickelt.

Herdenschutz wirkt

Obwohl wie bei anderen Maßnahmen auch kein hundertprozentiger Schutz vor Tierverlusten möglich ist, zeigt die Erfahrung: Wo Herdenschutzmaßnahmen flächendeckend eingesetzt werden, gehen Übergriffe durch Beutegreifer deutlich zurück.

Ziel von Herdenschutz ist es, ein möglichst konfliktarmes Zusammenleben zwischen Menschen, Weidetieren und Beutegreifern zu ermöglichen. Dabei werden sowohl die Interessen der Betroffenen als auch ökologische und ökonomische Herausforderungen berücksichtigt. Somit ist Herdenschutz nicht eine zusätzliche Aufgabe, sondern ein integraler Bestandteil einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Weidewirtschaft.

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