Herdenschutz

Die Hauptaufgabe von Nutztierhaltern war es seit jeher, Weidetiere vor Gefahren wie Weideparasiten, Unwetter, insbesondere aber vor Übergriffen durch andere Tiere zu schützen. Mit der Ausrottung der großen Beutegreifer vor etwa 150 Jahren entfiel die Notwendigkeit dieses Schutzes. Nun ging es nicht mehr darum, Weidetiere vor Übergriffen zu schützen, sondern die Herden durch geeignete Maßnahmen zusammenzuhalten. Mit der Rückkehr des Wolfs, aber auch anderer großer Beutegreifer wie Goldschakal, Luchs und Bär, steigt die Bedeutung des Herdenschutzes wieder stark.

Herdenschutz umfasst alle Maßnahmen, Weidevieh vorbeugend vor Schäden durch Beutegreifer zu bewahren.

Bei Vermeidungsstrategien sind auch vorbeugende Maßnahmen im Rahmen des Weideverfahrens enthalten. Die einfachste Möglichkeit ist die regelmäßige Nutzung von Nachtpferchen oder Stallungen während der Nacht. Herdenschutz muss situationsangepasst sein und zielt auf Prävention ab. Er darf in der Betriebsführung nicht als Zusatz gesehen werden, sondern ist ein Bestandteil der Weidewirtschaft und betrifft alle Bereiche des Herden- und Weidemanagements.

Grundsätzlich gilt es jede Weide, jede Alm und jeden Betrieb einzeln zu beurteilen und geeignete Schutzmaßnahmen zu erkennen. Klar ist: Einen hundertprozentigen Schutz kann es nicht geben. Jedoch dort wo Herdenschutzmaßnahmen flächendeckend zum Einsatz kommen, nehmen die Übergriffe stark ab.

Die Grundidee für umfassenden Herdenschutz ist eine kompakte Herdenführung, um Herdenschutzmaßnahmen möglichst einfach umsetzen zu können. Als Möglichkeiten kommen Nachtpferche oder der Einsatz von Herdenschutzhunden in Betracht. Dabei sind selbstverständlich tiergesundheitliche Aspekte (u.a. erhöhter Druck von Parasiten durch die engere Herdenführung und Pferche) zu berücksichtigen. Hierfür sind Hirten, welche sich um die Tiere kümmern, seit je her Teil der landwirtschaftlichen Traditionen.

Der erste Schritt zur Umsetzung ist eine gezielte, gelenkte Weideführung der Tiere, welche sich statt des freien Weidegangs positiv auf die Nutzung der vorhandenen Futterflächen und auf die Biodiversität auswirkt.

Herdenschutz ist mehr als das Aufstellen von Zäunen. Er berührt alle genannten Bereiche und ist eine von mehreren Kriterien, welche bei der Wahl von konkreten Maßnahmen im Rahmen der Tierhaltung zu berücksichtigen sind. Herdenschutz ist immer im Kontext von Herden- und Weidemanagement zusammen mit dem Weideverfahren zu sehen.

Die Basis für ein möglichst konfliktarmes Zusammenleben zwischen Menschen, Weidetieren und Beutegreifern wird durch ein gutes Management geschaffen. Es sollte sowohl die Interessen der Betroffenen als auch die ökologischen und ökonomischen Herausforderungen berücksichtigen.

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